"I'm here to race" - 43. BMW Berlin-Marathon mit persönlicher Bestzeit

Steffen (re. 48578) im Stadtbezirk Moabit (JVA) kurz nach dem Start. Am Ende stand die Bestzeit von 02:32:56 Stunden mit einem tollen 122. Gesamtrang.
Steffen (re. 48578) im Stadtbezirk Moabit (JVA) kurz nach dem Start. Am Ende stand die Bestzeit von 02:32:56 Stunden mit einem tollen 122. Gesamtrang.
Zieleinlauf nach 02:32:56 Stunden auf dem 122. Gesamtrang (Foto: Greth M.)
Zieleinlauf nach 02:32:56 Stunden auf dem 122. Gesamtrang (Foto: Greth M.)

Es war mal wieder ein unglaublicher Kurztrip nach Berlin - die Landeshauptstadt mit ihren unterschiedlichsten Facetten ist für uns Läufer ein wahres Bestzeitenpflaster! Auch wenn man wie meine Laufkollengen und Ich vom Land kommt, so ist es doch immer wieder eine tolle Abwechslung sich durch eine Großstadt bewegen zu dürfen - noch dazu mit 41.000 anderen Verrückten. Wir sind bereits Freitag mit dem Flugzeug aus Stuttgart angereist und so konnten wir ganz ohne Stress die Vorbereitungen für einen gelungenen Start treffen. Die Laufmesse mit neuem Standort am Gleisdreck ist wie jedes Jahr das erste Highlight. Die Location ist großartig und der erste Kontakt mit den anderen Marathonis immer wieder ein Erlebnis. Zum ersten Mal ging's für mich auch zum traditionellen Frühstückslauf vom Schloss Charlottenburg bis in's Berliner Olympiastadion. Moni, Peter, Michi, Markus und ich nutzten dieses Läufchen unter dem Motto "Janz langsam" als Warm-Up und mit sechs Kilometern in einem Schnitt von sieben Minuten pro Kilometer konnte man absolut nichts kaputt machen. Danke an den "großen Hirsch" für den Tip - hier muss man wirklich mal dabei gewesen sein :-) und das Frühstück mit Krapfen, Riegeln, Obst, Kaffee und Rosinenbrötchen ist großartig. Am Nachmittag haben wir bei den Skatern zugeschaut und auch das war absolut beeindruckend, wie hier in einem Höllentempo gefahren wird bei engstem Körperkontakt. Am Abend gab's klassische Läufernahrung mit Bratkartoffeln und Spiegelei bevor es zurück in's Hotel ging um die Beine im "Winkel" anzustellen.

Am nächsten Morgen nach einem schnellen, spärlichen Frühstück auf dem Zimmer ging's endlich mit der U-Bahn in Richtung Startgelände und schon die Massen am Hauptbahnhof lassen erste Glückshormone aufkommen. Nach der langen und nicht immer langen Vorbereitung über das ganze Jahr hinweg kann's also endlich losgehen. Mein heutiges Ziel war es gut durch zu kommen zwischen 02:35 und 02:38, da meine Saison nicht perfekt verlief und ich alles andere als einen freien Kopf hatte. Doch heute war ich voll fokusiert und die Motivation war hoch. Das Wetter perfekt mit 13 Grad und Sonnenschein bei leichtem Wind - das kann nur gut werden. Nach einem zehnminütigem Warm-Up im Berliner Tierpark machte ich mich kurz vor dem Start auf in Startblock A und hier ist dann auch der Adrenalinspiegel auf dem höchsten Level angekommen. Ruhe bewahren und Energie sparen bedeutet hier genauso viel wie ein gut durchgetaktetes Rennen. Um 09:15 Uhr ertönt dann endlich der Startschuss. Ich sortiere mich relativ schnell und laufe einfach mal nach Gefühl in Richtung Siegessäule, wo ich dann auch zum ersten Mal das Tempo kontrolliere. Voll auf Kurs und alles im Rahmen finde ich relativ schnell eine kleine Gruppe in die ich mich integriere. Das Tempo bewegte sich zwischen 03:40-3:44min/km und das kam mir sehr entgegen. Die ersten Kilometer sind durch und fast identisch gelaufen: 2x5 Km je in 18:17 Minuten, d. h. bei zehn Kilometer mit 36:34 Minuten durchgegangen. Besonders freue ich mich über den Support von Außen, v. A. meiner Freunde Sabrina und Peter - DANKE! Aber auch Jan Knutzen, den ich am Streckenrand auf dem Rad antreffe, den ich beim Achenseelauf in Pertisau kennengelernt habe hate Zeit für motivierende Worte, danke Jan ;-). Nach weiteren 18:23 Minuten querte ich die 15Km-Marke und ich war positiv überrascht was mir meine Beine da so von unten meldeten. Ich hing förmlich mit einem Ohr an den Waden und da war kein Jammern zu hören. Also einfach weiterlaufen und so konnte ich nach 18:03 Minuten bereits die 20Km-Marke queren. Noch einen Kilometer bis zur Hälfte, die ich in 01:16:54 Stunden überquerte. Ich checkte meine Tempotabelle auf meinem Arm, die ich auf eine neue persönliche Bestzeit bei gutem Befinden ausgelegt hatte - also Polen offen und ich begann das Tempo weiter langsam anzuziehen und musste so die kleine Gruppe verlassen. Von nun an flog ich förmlich durch die Straßen Berlins und ich konnte es selbst kaum glauben, wie leichtfüßig ich mich da vorwärts bewegen konnte - 17:58 Minuten bis Kilometer 25. Ich dachte kurz zurück an eine WhatsApp-Nachricht meines Coaches Markus und erinnerte mich an etwas wie "Tempokontrolle von 26-35" und so begann ich weiter Druck aufzubauen - 17:54 Minuten für die nächsten fünf Kilometer. Noch immer lag ich voll auf Bestzeitkurs und wusste, dass wenn ich das Tempo weiter so halte nicht mehr viel schiefgehen kann. So langsam fühlte es sich dann auch an zu arbeiten und vor allem fühlte es sich an Marathon zu laufen. Nach weiteren 17:47 Minuten passierte ich die 35 Km-Marke und ich freute mich riesig über den netten Empfang von Peter Maisenbacher - danke! Seit der Halbmarathonmarke war ich durchgehend nur am Überholen und von hinten kam absolut kein Läufer und so ging es auch durchgängig weiter. Kurz vor der 40Km-Marke, die ich nach 18:27 Minuten passierte, fingen die Adduktoren etwas zu zucken an und so nahm ich ganz leicht etwas vom Tempo raus, obwohl ich von der Atmung her noch deutlich etwas zulegen hätte können. Die letzten zwei Kilometer lief ich im vollen Rausch und wusste, dass es nur noch eine Bestzeit geben konnte! Tempokontrolle, kein Schritt zuviel um einem Krampf vorzubeugen und so flog ich durch die Erdinger-Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. Immer wieder ein aufregender und besonderer Moment durch dieses geschichtsträchtige Bauwerk zu laufen! Ich mobilisierte die letzten Körner und überquerte nach 02:32:56 Stunden die Ziellinie und ließ erst mal einen Schrei vor Freude weichen. Die letzten 2,195 Km lief ich in 07:55 Minuten und am Ende stand da ein beachtlicher 122. Gesamtrang womit ich den 38. Rang in meiner Altersklasse belegte und in der deutschen Nationenwertung auf Platz 15 landete. Für mich einfach nur unfassbar und eine volle Endorphindusche. Besonders gefreut habe ich mich mit meinem Teamkollegen und Freund Michael Wallisch, der seine persönliche Bestzeit auf 03:11 Stunden um ganze acht Minuten verbessern konnte! Die Currywurst mit Pommes und Bier am Brandenburger Tor schmeckte uns Beiden vorzüglich und die Bestzeiten wurden ausgiebig am Abend gefeiert!

 

Mein persönliches Fazit: Nach einer durchwachsenen Saison mit vielen privaten Hindernissen, habe ich es doch irgendwie geschafft eine Trainingsvorbereitung hinzubekommen, die ausreichte für eine neue Bestzeit. Der Trainingsumfang war ziemlich gering und ich hatte lediglich drei Wochen, in denen ich über 100 Wochenkilometer hatte. Die Tempoeinheiten waren durchwachsen, sogar einen Tempodauerlauf im geplanten Marathontempo musste ich vollständig abbrechen. Die langen Läufe bewegten sich dieses Jahr zwischen 34 und 36 Kilometer, wovon ich acht Stück gemacht hatte, fünf Stück davon als Tempowechsellauf. Der Achenseelauf als Standortbestimmung war wie der Marathon überraschend erfolgreich, was mir wiederum zeigt, dass ich nicht viel falsch gemacht habe.

 

Ein besonderer Dank gilt:

Außerdem möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, die Moni und Mich dieses Jahr so unterstützt und den Rücken gestärkt hat. DANKE, dass ihr immer für uns da seit! Und ein ebenso großes Dankeschön an meinen ganzen Freundeskreis, meine Clique, die immer wieder mit auf's Neue anpacken - ihr seit der Wahnsinn und ihr seit wahre Freunde! Danke, dass es euch gibt und Moni und Ich hoffen, wir können euch ebenso mal einen großen Stein in den Garten werfen ;-).

 

Ab sofort befinde ich mich in der Off-Season und die Analyse von 2016 beginnt, als auch die Planung für 2017. Für mich persönlich beginnt ab 04. Oktober ein neuer Lebensabschnitt. Nach unserem Umzug nach Hopferau werde ich nun auch meine neue Arbeitsstelle in Füssen antreten, so dass ich nun also vollends im schönen Ostallgäu angekommen bin. Ich wünsche euch Allen noch eine schöne Herbstzeit, tolle Abschlussläufe und Herbstmarathons und ich hoffe wir sehen uns zu Beginn der Wintersaison wieder gesund bei einem der vielen, tollen Läufe im Allgäu und Umgebung.

 

Sportliche Grüße, euer Steffen.

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