Salomon 4-Trails 2013 - Eine actionreiche Komödie mit dramatischem Ende

Die Womo-Trailer: Uwe, Gerald, Sonja, Edi, Gela, Steffen
Die Womo-Trailer: Uwe, Gerald, Sonja, Edi, Gela, Steffen
3rd stage from Imst to Landeck
3rd stage from Imst to Landeck

Am Dienstag, den 09. Juli ging es endlich los nach Garmisch-Partenkirchen zum Start der Salomon 4-Trails 2013. Nachdem Uwe, Edi, Gela, Sonja, Gerald und Ich uns am Illerstadion trafen und das Wohnmobil vollgepackt hatten ging es auch schon los. Gegen Nachmittag trafen wir in GAP ein und suchten vergeblich nach einem Restaurant, das um diese Zeit etwas zu Essen anbietet - letztlich wurden wir doch noch fündig und wir bekammen die perfekte Zusammenstellung aus Proteinen und Kohlenhydraten. Danach ging's zur Registrierung ins Kongresszentrum. Nachdem wir nun alle doch heiß waren und es langsam ernst wurde, genossen wir die Einstimmung beim Briefing am Abend und dem Einlauf der Nationen und dann hieß es schon bald, Sachen richten und Licht aus ... eine kurze Nacht stand bevor. Schlecht geschlafen und nur von links nach rechts gedreht stand ich gerädert um 07:45 Uhr auf. Schon die ganze Nacht mit Kopfschmerzen ging es auch am Morgen so weiter. Das Frühstück reingezwängt ohne Hunger, das Wetter war jedoch vielversprechend.

 

1st Stage - Garmisch-Partenkirchen - Ehrwald - 38,6 Km / 2410 Hm

 

Nach der Kontrolle der Rucksäcke im Startgelände ging es pünktlich um 10:00 Uhr ab auf die Strecke in Richtung Hausberg. Ein schnelles Anfangstempo bei hochsommerlichen Temperaturen machten dies nicht gerade leichter. Ich suchte vergeblich meinen Rhythmus doch so richtig fand ich diesen nicht. Von Bauchschmerzen geplagt und schwerer Atmung ging es wieder hinunter nach Hammersbach. Leider fiel die erste Verpflegung aus - nicht mal Wasser war da - waren wir zu schnell oder ein Fehler bei Plan-B? Ich wusste es nicht so genau. Im Hinterkopf hatte ich die nächsten drei Tage sowie die heutigen sechs Auf- und Abstiege. Bald ging es die erste steile Skipiste an der Zugspitze nach oben - wie in der Sauna und steil wie letztes Jahr ... es drehte mich förmlich, Kreislaufprobleme, Schwindel und schlecht war mir! Ich war nah dran bei jedem nächsten Schritt brechen zu müssen doch irgendwie kämpfte ich mich weiter nach oben im Schleichgang. Mehr gewandert als gelaufen und unter Schmerzen zwängte ich mir ein Gel und Tomaten an der letzten Verpflegung rein um den Stoffwechsel am Laufen zu halten. Nach weiteren 200 Metern auf der letzten Skipiste bekam ich einen Adduktorenkrampf links, ein paar Meter weiter auf der rechten Seite. Gewusst wie bekam ich diese schnell in Griff und konnte weitermarschieren, Schritt für Schritt und steil voran. 35° C ... und da hörte ich auch schon Uwe ganz oben schreien! "Steeeffffeennn, super, das sieht gut aus!" Ich schrie: "Guat sich was anderes!" Oben bekam ich dann endlich eine Cola von ihm ... die Rettung und schon ging es mir besser. Im Abstieg konnte ich noch ein paar Plätze gut machen und nach 04:45 Stunden kam ich auf Rang 14 in der MEN-Category ins Ziel.

Vollkommen Schrott stieg ich in den eiskalten Brunnen um die Beine wieder herzurichten. Als Gerald auch im Ziel war packten wir das Duschzeug und marschierten ins nahgelegene Schwimmbad zum Relaxen. Sonja war schwer geschockt nach der ersten Etappe - es hieß einfach mehr Highspeed-Waling statt Trailrunning ;-). Am Abend zur Pastaparty und dann fuhren wir zum Camping Zugspitzresort um die Regeneration einzuläuten.

 

2nd Stage - Ehrwald - Imst - 45,8 Km / 2723 Hm

 

04:45 Uhr ... der Wecker scheppert uns raus aus den Betten - man ist das früh! Aber was soll's, selbstverständlich wie jeden Tag packt man seine Sachen, Zähne putzen, Frühstück und schon wird wieder zusammengepackt. Jedoch alles ohne Hektik und jeder findet sein Equipment. Rein ins Trailmobil und runter nach Ehrwald. Heute ist es noch sehr frisch, leicht neblig im Tal. 07:00 Uhr und schon werden wir wieder mit Highway to hell auf die Strecke geschickt. 500 Meter später geht's gleich mal ordentlich über geschotterte Wege hinauf, vorbei am Gasthof Alpenglühen und rückseitig runter. Ich muss erneut an diesem Tage das schnelle Gehen anfangen und bin den Tränen nahe, wieder macht mein Magen zu! Nach ein paar Metern geht es plötzlich wieder und ich laufe wieder los. Über tolle Trails weiter bis zum Seebensee unterhalb der Sonnenspitze. Dort wartet auch die erste Verpflegungsstation auf uns mit Tomaten, Gurken, Riegeln, ... kurz gestoppt und gleich weiter in Richtung Coburger Hütte. Nun folgt ein Streckenabschnitt, den wir im Vorjahr nicht gelaufen sind. Steil bergan über Geröll und Schotterfelder, ein kurzer Wiesenabstieg der sich als sehr glitschig erwies, bevor wir in einem großen, steil aufsteigendem Schneefeld standen vor der Grünsteinscharte. Fast senkrecht stocherte man sich nach oben - viele gingen auf allen Vieren. Oben angekommen eröffnete sich ein grandioser Blick ins Inntal - Wahnsinn! Der Abstieg war witzig - ein Wechsel zwischen Skiabfahrt und Trailrunning - ohne Stöcke bekamen hier einige Probleme und rutschten auf dem "Hintern" den Berg hinab. Plötzlich tauchte vor mir Markus Kröll vom RedBull Team auf, der mehr wanderte - nach laufen sah das nicht mehr aus. Im Downhill bis Obsteig konnte ich viele Plätze gut machen und lief zwischenzeitlich eine 04er Pace. Selbst im Uphill bis zur zweiten Verpflegungsstation in praller Hitze konnte ich das Tempo hochhalten. Die Motivation kam zurück, die Tränen vergessen. Rein in den Tiroler Urwald geprägt von Latschen und Nadelbäumen. Hier stand die Hitze förmlich und es ging steil bergan. Zwei Kilometer vor dem Haiminger Kreuz waren noch 400 Hm zu bewältigen und eine Extrastation zur Wasseraufnahme wurde an der Haiminger Alm angerichtet. Dann ein wunderschöner Trail, der sich wie im Vorjahr wie ein Kaugummi zog, doch das grandiose Panorama entschädigte für all die Schmach, die Schmerzen und die Quälerei. Am Gipfel wartete Uwe auf mich - nur war keine Cola mehr da :P ... nach etwas Chia-Fresca leerte ich noch die Schuhe aus. Mit dem Inhalt hätte man glatt eine Burg bauen können ;-). Dann endlich mein Abschnitt, der Downhill - 11 Kilometer bis ins Ziel über tolle Trails und Wiesen. Uwe im Rücken motivierte zur Höchstleistung so dass die letzten Kilometer fast in einem Tempolauf endeten. Nach 06:09 Stunden kam ich endlich auf Rang 19 in der MEN-Category überglücklich im Ziel an. Heute ohne Krämpfe, ein toller Tag mit vielen Emotionen. Danach ging's in Freibad mit Gerald und Jörg. Gleich mal ein Bier getrunken ;-) ... nach der Pastaparty noch gemütlich am Camping zusammengesessen und da hab ich gleich nochmal zwei Bier getrunken. Da muss man doch mal gut schlafen, oder?

 

3rd Stage - Imst - Landeck - 33,6 Km - 1844 Hm

 

Endlich gut geschlafen! Und vor allem Durchgeschlafen. Kaum auf den Beinen fühle ich mich schon sehr gut! Ein leichtes Frühstück - leichter als sonst, mal nur eine Semmel mit Honig und dazu grünen Tee. Angezogen und los ging's in den Starbereich. Um 08:00 Uhr ging's dann endlich los. Zum Einlaufen ewig lang bergab auf Asphalt und nur wenig kurze Wellen, die zu überlaufen waren. Das kam mir entgegen. Dann rein in die Steigung und ich hatte von Beginn an einen saumäßigen Druck, so dass ich erstmals mit Seppi Neuhauser, Michael Schnetzer und Thomas Miksch mitlaufen konnte. Es lief wie von selbst, die Atmung war frei, absolut keine Schmerzen. Nach längerem Anstieg über Schotter und Almwiesen ging es auf den Trail und auch hier war es bombig. Selbst ein Angriff einer kleinen, wilden auf uns zurennenden Sau konnte uns nicht stoppen. Mit in der Verfolgung war Angela "The Machine" Muche - irre wie die läuft! Als es dann in Richtung der vier zu überwindenden Hörner ging musste ich meine Gruppe ziehen lassen und lief mein eigenes Tempo. Weiterhin kam ich gut voran und verlor nur wenig auf die anderen. Angekommen am höchsten Punkt hieß es nur noch auf nach Landeck - 11 Kilometer Downhill, wie geil, endlich mein Terrain! Und es lief und lief, so dass ich sogar wieder Angela einholen konnte. Die letzte Verpflegungsstation - noch acht Kilometer bis ins Ziel. Kurz Tomaten und Cola getankt und weiter ging's. Wenn das jemand gesehen hätte, der hätte gesagt: lebensmüde, total irre. So einen Downhill bin ich wahrscheinlich noch nie gelaufen! Mit der sechsbesten Zeit von V2 bis ins Ziel kam ich auf Rang 8 in der MEN-Category (Rang 12 Gesamt) an. Nur 33 Minuten brauchte ich für die acht Kilometer. Uwe und Antje haben mal wieder kräftig Stimmung gemacht an der Strecke, das war bombig. Als ich dann so im Ziel stand merkte ich jedoch, dass meine Fußsohlen irgendwie ziemlich heiß waren und ich zog erst mal die Schuhe aus ... aua, ein Auftreten war schier unmöglich. Nachdem ich mich verpflegt hatte, ging ich mit Gerald auf den Camping und in der Dusche offenbarte sich das Grauen. Eine riesen offene Fleischblase unter der rechten Ferse, die Haut aufgerollt, au backe. Eine weitere Blase unter dem linken großen Zehe. Nachdem ich die überschüssige Haut entfernt hatte, ging's erst mal zur Medical Crew, die mir die Blase an der Ferse desinfizierten und ein Blasenpflaster gaben - aber viel brachte das nicht. Nach einer langen Suche nach Essen in der Stadt bekamen wir dann irgendwo ein paar Wiener mit Semmel - die Rettung. Nur das hinkommen war schwierig, den ich legte alles im Humpelschritt zurück, die Schmerzen waren abartig. Am späten Abend an und nach der Nudelparty eiterten die Blasen bereits vor sich hin. An Schlafen in der Nacht war nicht zu denken, ich lag einfach nur wach, mein Immunsystem klappte und ich bekam zusätzlich auch noch Nasenbluten. Die Schmerzen begleiteten mich die ganze Nacht und mir ging so alles mögliche durch den Kopf: Laufen, nicht laufen, starten und im schlimmsten Fall aussteigen, ins Ziel kommen und wegen Infektion mehrere Wochen nicht laufen können.....

 

4th stage - Landeck - Samnaun - 47 Km - 2840 Hm ... Womoday for me :(

 

....bereits früh am Morgen schellte der Wecker und für mich war klar: ICH werde nicht an den Start gehen! Schon der Weg aus dem Bett zum Waschhaus wurde eine einzige schmerzhafte Tortour, die Blasen platzten sofort und der Eiter lief. Das war's! Ich zog mich an, frühstückte mit den anderen und brachte alle zum Start, der pünktlich um 07:00 Uhr erfolgte ... leider ohne mich ... nochmals lag ich bei der Medical Crew, nochmals desinfizieren und mit Kompresse und Binde versorgen lassen. Danach fuhr ich mit Uwe nach Samnaun und verbrachte dort den ganzen Tag in der Sonne ... mit einem weinenden Auge verfolgte ich das Geschehen, die Zielankünfte und mir ging so vieles durch den Kopf. Einerseits hatte ich für mich die richtige Entscheidung getroffen. Die Vernunft hat gesiegt. Was hätte es mir gebracht 47 Kilometer mit Schmerzen zu laufen, im Schlimmsten Fall wäre ich unterwegs ausgestiegen. Das Risiko einer Infektion wollte ich nicht eingehen - im schlimmsten Fall hätte man bei einer aufsteigenden Infektion den Fuß wohl abgenommen was bei so etwas keine Seltenheit ist und auch nicht so abwägig. Dass ich selbst vom Fach bin kam mir für meine letztendliche Entscheidung sehr entgegen. Lieber nur ein bis zwei Wochen nicht laufen zu können als ein bis zwei Monate oder gar nie mehr! Ich verdiene mit meinem Hobby nicht meinen Lebensunterhalt und die letzte Etappe wäre sicherlich kein "Spaß" geworden. Andererseits hatte ich schwer mit meinem Kopf zu kämpfen, weil es einfach weh tat die Emotionen zu sehen, auch wenn ich bereits 2012 im Ziel angekommen bin. Ich freute mich dennoch sehr mit meinen Womo-Trailern und bin sehr froh, dass alle gut und erfolgreich durchgekommen sind. Hierfür nochmmals herzliche Gratulation, well done! Die letzte Pastaparty fand auf dem Alpgasthof Trida statt, das Essen war der Hammer ;-). Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Kempten mit Frühstück bei McDonalds. Den Nachmittag verbrachte ich mit Moni bei CordonBleu und Pommes am Bachtelweiher.

 

Inzwischen geht es mir wieder recht gut, ich habe die 4-Trails mental gut verarbeitet und hatte ja trotzdem viel Spaß in den vergangen Tagen. Die ersten drei Etappen waren der Wahnsinn, ich habe viele neue, nette Menschen kennen lernen dürfen, hatte viel zu lachen mit der Womo-Gang ;-) vielen Dank, da hat alles gepasst, eine tolle Crew!!!! Meine Blasen heilen - inzwischen war ich zweimal auf dem Rad (81 und 63 Km), das Laufen werde ich in den nächsten Tagen wieder angreifen. Am großen linken Zehn habe ich noch eine leichte Neuralgie die hoffentlich auch bald nachlässt.

 

Nun verarbeite ich das ganze physisch als auch psychisch und schaue nach vorn. Neue Ziele werden gesetzt und ich bin motiviert. Nach etwas Regeneration werde ich schon bald neue Rennen bestreiten. Nochmals vielen Dank an all meine Sponsoren, Partner, Freunde und Bekannte, die mir in jeder Situation beistehen! Danke an meinen Schatz für deine Toleranz, deine Unterstützung für meinen Sport ;-). Nun geht es bald in den Urlaub. Eine Woche E5-Wanderung mit meinem besten Freund Peter und meinem Kumpel Michi stehen an. Danach geht's eine weitere Woche in den Süden nach Kroatien auf die Insel KRK nach Bâska. Hier war ich schon öfter und ich freue mich auf die unendlich geilen, steinigen Trails.

 

Euer Steffen - bis bald and keep on running. Rock'n'Roll Baby ;-)

2nd stage from Ehrwald to Imst - am Drachensee
2nd stage from Ehrwald to Imst - am Drachensee

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Kommentare: 3
  • #1

    Sabine (Freitag, 19 Juli 2013 12:57)

    Steffen toll geschrieben,eigentlich müsstest du Autor werden und Bücher schreiben,deine Geschichten die der Realität entsprechen sind echt spannend und schön zu lesen....
    Dei Mama HDFL
    Ps. wichtig ist,dass du gsund bleibst!

  • #2

    Edi (Freitag, 19 Juli 2013 15:16)

    Hi Beff Saugeiler Bericht vom 4 Trails, wenn des liest dann jucken schon wieder meine Beine und ich freue mich jetzt schon auf 2014 wie heißt es so schön man soll nie nie sagen hahahahaha. Du weist was ich meine.Gruß Edi.

  • #3

    Alex (Freitag, 19 Juli 2013 17:07)

    Hi Beff,
    schöner Bericht. Sehr schade, wie es dir in diesem Jahr beim 4 Trails ergangen ist. Es war nur vernünftig nach der 3. Etappe aufzuhören. Es kommen auch wieder andere Tage. Gute Erholung und eine schönen Urlaub
    Viele Grüße aus Laupehim, Alex